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Reise durch Höhlen, Burgen und Keller

Jó estét liebe zu Hause ganz sicher schon Schlummernde,

 

ein ereignisreicher Tag geht zu Ende und ich muss gestehen, ich bin ziemlich geschafft. Auch bei euren lieben Kleinen und Großen machen sich die Anstrengungen vom Feriengenießen langsam bemerkbar. Aber selbstverständlich gibt das niemand zu.

Heute schien schon morgens wieder die Sonne und versprach uns nach der gestrigen Pause wieder richtigen Sommer. Ehrlich gesagt, ich hätte gedacht, sie verkrümelt sich gleich wieder hinter den Wolken als vom Flur ein schrecklich schauriger Gesang ertönte. Nein, dieses Mal waren es nicht die Verzieher*innen mit ihrem Weckgesang. Ein besonders langbeiniger Knabe, er misst bald 2m, hatte heute Geburtstag. Und da er immer allen hilfreich zur Seite steht und auch noch besonders mit seinen tollen Tänzen zu guter Laune verhilft, ließ es sich kaum eine(r) nehmen dabei zu sein. Das Ganze wiederholte sich dann noch einmal kurz vor dem Frühstück. Er war ganz gerührt und das Geschenk seiner Freunde begleitete ihn heute auf allen Wegen.

Nach dem Frühstück ging es dann ausgerüstet mit ausreichend Getränken, Kopfbedeckung und Taschengeld zum Tagesausflug.

Station Nummer 1 war die tavasbarlang in Kapolca. Hier konnte sich mein bester Kumpel Gottlieb beweisen. Er spricht Englisch wirklich besser als er deutsch schreibt. Ob er vielleicht in seinem Familienstammbaum nicht nur Sachsen sondern auch Angelsachsen hat? Na egal, er dolmetschte fast simulant und nahezu perfekt den Vortrag im Höhlenmuseum. Nach Theorie über die Entstehung von Kalksteinhöhlen usw. kam der spannenste Teil dieses Ortes. Ein Unterwasserseehöhlensystem (könnt ihr euch für das Galgenmännchenspiel merken)das mit Booten durchquert werden musste. Wir hatten alle sehr viel Spaß. Auch unser Busfahrer Hartmut. Es gefiel ihm so gut, dass er sein Handy gleichmal eine zweite Runde mit dem Kahn fahren ließ. Das dauerte natürlich so seine Zeit und er war sehr froh, dass der Bus nicht ohne ihn abfuhr.

Von Tapolca ging es dann weiter nach Sümeg. Hier vertilgten wir erst einmal macis und sargabarack. Frisch gestärkt machten sich dann Schwester Agnes und Sannie gemeinsam mit 25 Bergwanderern an den Aufstieg zur Burg. Die anderen blieben lieber am Fuß des Berges und machten die Geschäfte, Imbissbuden und Eisstände unsicher. Nicht alle Mägen vertrugen diese Art der Stürmerei und verabschiedeten nach kurzer Zeit all die spendierten Gaben.

Sannie berichtete nach seiner Rückkehr von Musketenvorführungen und so. Muss ganz schön geknallt haben, denn unser Tausendsassa aus Thüringen, den niemals etwas aus der Bahn wirft und der immer alles kann (was uns andere echt neidisch macht), sprang vor Schreck in Schwester Agnes Arme und suchte dort Schutz.

Die Zeit verging wie nix und schon sollten die ritterlichen Wettkämpfe beginnen. Leute da war eine Stimmung auf den Rängen. Ottilie hatte fast schon Ohrenschmerzen von dem Geklatsche, Getrampel, Gejohle und Pfeifen und versuchte diese mit einem kleinen Nickerchen zu mildern. Den Mädels hatten es die Mongolen angetan mit ihren Reitkünsten. Eine Blume von einem der Ritter ergatterten sie aber nicht. Vielleicht sollten sie sich doch lieber an uns orientieren. Wir verschenken zwar keine Blümchen, aber wir sind trotzdem tolle Kerle.

Da Anfeuern anstrengt und Kalorien verbraucht ging es anschließend an die Vorführung in den Burgkeller. Nein, nicht ins Verlies, obwohl das so einige sicher verdient hätten. Wir setzten uns an lange Holztische und die Schlemmerei konnte beginnen. Oberleckere Erbsensuppe gefolgt von Gänsekeulen, Salat, Polenta, gebackenen Kartoffeln und Kuchen durften wir ganz ritterlich mit den Händen verspeisen.

Doch es wäre ja für die Verzieher*innen langweilig, wenn alles so klappen würde wie geplant. Da gab es so manches, was zu Aufruhr und Aufregung führte. So nutzten zum Beispiel mittelalterliche und junge Knaben während der Mahlzeit eine Rollstuhlrampe als Rutsche und übten sich darin mit sehr viel Freude.

Eine pfiffige Berlinerin gewinnt heute aber den Wettbewerb um das außergewöhnlichste Ereignis des Tages, was schreibe ich, des Jahres. Sie hatte ihre Luftpumpe nicht nachgefüllt. Keine Ahnung wofür sie das braucht, zumindest bis heute. Jetzt weiß ich es aber. Sie organisierte für sich und Schwester Agnes Fahrten mit dem Krankenwagen und Uschi und Sanne (die Chefins vom Vorstand) schlossen sich der Rundreise um den Balaton mit dem Auto an. So kann man sich auch einen schönen Abend machen und die Nachtruhe umgehen. Wir warten nun auf ihre Rückkehr und sind gespannt, was es zu berichten geben wird.

Nun aber genug. Meine Finger wollen nicht mehr tippen und meine Augen klappern inzwischen besser als die Tasten.

Ich wünsche euch erholsamen Schlaf.

Jó észerkat.

Euer nagyon almos és farad

Otto                                                                                         

Kommentare   

#2 Ottilie 2022-08-04 10:31
Hallo Otto,
ich habe kein Nickerchen gemacht, sondern meditiert. Das solltest du mal beim Abendessen (da sind die Kinder ja auch so laut)im nächsten Jahr ausprobieren.
Ist auch ganz einfach. Ich erkläre dir mal, was ich bei den Ritterspielen getan habe.
Zuerst brauchte ich eine entspannende Sitzhaltung und die Augen wurden geschlossen. Dann stellte ich mir eine einsame Insel vor, auf der ich relaxt am Strand liege und die Faultiere beobachte.
Und das hat echt geholfen, um das laute Geschrei und Pfeifen der Zuschauer für einen Moment zu entfliehen.
Das probieren wir dann mal gemeinsam aus...heißt dann kollegiale Verzieher Ruhepause.
LG Ottilie
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#1 Daheimgebliebene Berliner 2022-07-27 21:43
Lieber Otto, lieber Gottlieb, liebe VerzieherInnen, ihr glaubt es kaum, aber auch wir DaheimgebliebInnen haben alle Hände voll zu tun, wenn die lieben Kleinen unterwegs sind: lange Abende mit Freunden in Cafès verbringen, mit anderen stundenlang telefonieren, Bücher lesen im Park, den Berliner Sonnenuntergang Richtung Fernsehturm beobachten, na und das Bad renovieren, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und so habe ich den Großteil der wunderbaren Reisebericht erst heute lesen können. Ich habe gelacht, vermutlich eines meiner lieben Kids in einem Bericht ertappt und in jedem Fall viel Spaß gehabt. Ich kann nur erahnen, wie viel Spaß die Kinder mit euch haben und freue mich riesig auf ihre Erzählungen. Habt vielen Dank für die liebevollen Berichte. Ich wünsche euch schöne letzte Tage zusammen. Liebe Grüße aus Berlin, Ramona
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